
Überblick:
Themen:
- Die Geschichte handelt von der Unsicherheit, die mit neuen Bekanntschaften einhergeht, und wie man diese überwinden kann.
- Sie zeigt, wie anfängliche Eindrücke täuschen können und wie wichtig es ist, Menschen wirklich kennenzulernen.
- Sie beschreibt auch, wie kleine Gesten der Freundlichkeit eine Gemeinschaft stärken können.
Charaktere:
- Lukas: ein junger Mann, der skeptisch gegenüber seiner neuen Nachbarin ist, und
- Frau Wagner: eine ältere Dame, die zunächst distanziert wirkt.
Optionen:
- Option 1: Lukas bleibt distanziert und verpasst die Chance, seine Nachbarin kennenzulernen.
- Option 2: Lukas überwindet seine Vorurteile und baut eine freundschaftliche Beziehung auf.
Die neue Nachbarin
Lukas wohnte seit drei Jahren in seiner kleinen Wohnung im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses. Er kannte seine Nachbarn kaum, grüßte sie aber immer freundlich im Treppenhaus. Die meisten von ihnen waren ältere Menschen, die eher für sich blieben. Vor Kurzem war eine neue Nachbarin in die Wohnung unter ihm eingezogen, eine ältere Dame namens Frau Wagner. Ihr erster Eindruck war für Lukas nicht besonders einladend. Sie trug immer einen strengen Dutt und sah aus, als würde sie die ganze Welt kritisch beäugen. Lukas dachte, sie wäre bestimmt eine jener Nachbarinnen, die sich über jedes noch so kleine Geräusch beschweren würden. Er beschloss, ihr lieber aus dem Weg zu gehen.
Eines Nachmittags, als Lukas mit schweren Einkaufstaschen nach Hause kam, sah er Frau Wagner vor ihrer Wohnungstür stehen. Sie schien ihren Schlüssel zu suchen und sah dabei sehr ungeduldig aus. Lukas überlegte kurz, ob er ihr helfen sollte, entschied sich aber dagegen und wollte einfach an ihr vorbeigehen. Er dachte, sie würde seine Hilfe sowieso nicht annehmen. Er sagte nur ein schnelles „Hallo“ und lief weiter. Frau Wagner war jedoch schneller. „Junger Mann, einen Moment bitte“, sagte sie mit fester Stimme. Lukas blieb stehen, sein Herz klopfte schneller. Er rechnete mit einer Beschwerde, vielleicht wegen der lauten Musik, die er am Wochenende gehört hatte.
Frau Wagner musterte ihn von oben bis unten. „Sie haben einen roten Pullover an“, bemerkte sie. Lukas war verwirrt. „Ja, stimmt.“ Sie nickte. „Das ist eine schöne Farbe.“ Lukas war sprachlos. Er hatte so eine Reaktion nicht erwartet. Dann lächelte Frau Wagner. Es war ein warmes, aufrichtiges Lächeln, das die Strenge in ihrem Gesicht verschwinden ließ. „Ich habe meinen Schlüssel vergessen“, erklärte sie. „Könnten Sie so nett sein und beim Hausmeister anrufen? Mein Handy habe ich auch nicht dabei. Ich würde Ihnen auch ein Stück Kuchen anbieten, wenn ich erst einmal in meiner Wohnung bin.“ Lukas zögerte einen Moment, aber er konnte das Angebot nicht ausschlagen. Er wählte die Nummer des Hausmeisters und erklärte die Situation. Fünf Minuten später war der Hausmeister da und half Frau Wagner.
Wie geht die Geschichte weiter? Du hast zwei Optionen:
Lukas bleibt distanziert
Der Hausmeister öffnete Frau Wagners Tür. Sie bedankte sich bei ihm und wandte sich dann an Lukas: „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wenn Sie möchten, kommen Sie doch später auf ein Stück Kuchen vorbei.“ Lukas, immer noch unsicher und von seinen Vorurteilen geleitet, lehnte höflich ab. „Danke, aber ich habe heute Abend noch viel zu tun“, sagte er. Er lächelte gezwungen und ging schnell in seine Wohnung.
In den folgenden Wochen sah Lukas Frau Wagner nur selten. Wenn er sie im Treppenhaus traf, grüßte er sie schnell und verschwand in seiner Wohnung. Er hatte immer noch das Gefühl, dass sie eine sehr strenge und kritische Person war. Er hörte die Geräusche aus ihrer Wohnung, wenn sie den Staubsauger benutzte oder wenn sie Musik hörte. Jedes Geräusch war für Lukas ein Beweis für seine Vorurteile. Er dachte: "Sie ist sicher schon wieder sauer wegen irgendwas."
Die kleine Geste der Freundlichkeit von Frau Wagner hatte Lukas nicht genutzt, um sie besser kennenzulernen. Er hatte seine vorgefasste Meinung nicht in Frage gestellt und sich selbst eine Chance auf eine freundschaftliche Beziehung zu seiner Nachbarin genommen. So lebten die beiden weiterhin in derselben Nachbarschaft, ohne sich wirklich kennenzulernen, voneinander getrennt durch Vorurteile und ungenutzte Gelegenheiten.
Lukas überwindet seine Vorurteile
Der Hausmeister öffnete Frau Wagners Tür. Sie bedankte sich bei ihm und wandte sich dann an Lukas: „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ohne Sie hätte ich stundenlang warten müssen. Bitte kommen Sie doch später auf ein Stück Kuchen vorbei.“ Lukas, der das unerwartet warme Lächeln von Frau Wagner noch im Kopf hatte, nickte. „Gerne“, sagte er. „Wann passt es Ihnen?“ Frau Wagner schlug einen Zeitpunkt vor, und Lukas versprach, vorbeizukommen.
Am späten Nachmittag klopfte Lukas an Frau Wagners Tür. Der Duft von frisch gebackenem Kuchen strömte ihm entgegen, als die Tür aufging. Frau Wagner lächelte. „Kommen Sie rein, Lukas.“ Sie saßen in ihrer gemütlichen Küche und aßen Kuchen. Lukas erfuhr, dass Frau Wagner eine pensionierte Lehrerin war und ihren strengen Blick nur hatte, wenn sie sich auf etwas konzentrierte. Sie erzählte Lukas von ihrem Leben und ihren Reisen. Sie fragte ihn auch nach seinen Hobbys und seiner Arbeit.
Lukas merkte schnell, dass Frau Wagner das komplette Gegenteil von dem war, was er gedacht hatte. Sie war eine sehr herzliche, neugierige und hilfsbereite Frau. Die beiden verbrachten den ganzen Abend damit, sich über Musik und Filme zu unterhalten. Am Ende des Abends hatte Lukas eine neue Freundin in der Nachbarschaft gefunden. Er war froh, dass er seinen Vorurteilen nicht nachgegeben hatte und die Chance genutzt hatte, sie kennenzulernen. Er wusste jetzt, dass man Menschen nicht nach ihrem ersten Eindruck beurteilen sollte.
Übungen – Hast du alles verstanden?
Mithilfe dieser Übungen kannst du überprüfen, ob du alles verstanden hast!
Was stimmt?
Diese Übungen sollen dazu beitragen, das Textverständnis zu vertiefen und die Sprachkenntnisse zu fördern.
Wenn du weniger als 25 Punkte erreicht hast, analysiere deine Fehler und lies/höre den Text noch einmal!
Lektion inkl. Übungen als PDF herunterladen
Lade dir die Dokumente zu dieser Lektion herunter, falls du lieber mit PDFs oder ausgedruckten Dokumenten arbeitest.